Volkswacht

So trat Heinrich Bürmann 1910 als einer der ersten in die Gewerkschaft ein. 1911 kandidierte er für den Gemeinderat, und mit ihm wurde zum ersten Mal überhaupt in Senne II ein Vertreter der 3. Klasse – der großen Masse der weitgehend Besitzlosen und Geringverdienenden – gewählt.

Das empörend ungerechte 3-Klassen-Wahlrecht wurde Kampfthema für den Arbeiterverein. Willi Trüggelmann berichtet über seinen Vater Heinrich Trüggelmann: „Er verdiente bei der Firma Schilling nur 49,99 Mark. Als er einen Pfennig mehr Lohn verlangte, um dadurch aus der 3. in die 2. Klasse zu kommen, wurde er kurzerhand auf die Straße gesetzt und bekam auf Grund der Geschlossenheit der Arbeitgeber in ganz Bielefeld zunächst keine Arbeit.“ Das bedeutete noch mehr wirtschaftliche Not für die Familie, denn Arbeitslosengeld gab es damals noch nicht.

Die Trüggelmanns und die Bürmanns gehörten ab 1912 denn auch zu den heimlichen Verteilern der sozialdemokratischen Zeitung „Volkswacht“ und zu den Initiatoren des Aufklärungsvortrages über das 3-Klassen-Wahlrecht, den der „Volkswacht“-Redakteur Carl Severing hier in der Senne halten sollte. Als die Gastwirte dafür keinen Saal freigaben, stellte Bauer Franz Wullenkord an der Alten Paderborner Landstraße in Sende schließlich seine Deele als Versammlungsort zur Verfügung.